Biografie
Geb. 1941, geschieden, ein Sohn
Nach Mittlerer Reife (1957) Büro-Karriere bis zur Vorstandsekretärin eines großen Wohnungsbau-Unternehmens
1977 bis 1982 Mitbegründerin und kaufmännnische Geschäftsführerin des städtischen Hauses für misshandelte Frauen und Kinder in München
1982 Adoption ihres Sohnes
Während der Elternzeit Abendstudium der Betriebswirtschaft an der Verwaltungs- und Wirtschaftsakademie. Anschließend Hospitanz in verschiedenen Finanzdienstleistungsunternehmen
1987 Gründung des eigenen Unternehmens »frau & geld Helma Sick, Finanzdienstleistungen für Frauen«, das sie seit 2008 gemeinsam mit Renate Fritz führt
Seit 1996 Kolumnen zu Geldthemen in den Zeitschriften BRIGITTE UND BRIGITTE WOMAN
Autorin mehrerer Finanzratgeber
Letztes Sachbuch: »Ein Mann ist keine Altersvorsorge«, zusammen mit der früheren Bundesfamilienministerin Renate Schmidt
Aktuelles Buch: »Aufgeben kam nie in Frage«, Autobiografie
Bundesweite Vortragstätigkeit auf Einladung u.a. von Frauenverbänden, Gleichstellungsfrauen, Universitäten und Hochschulen
Zahlreiche Artikel und Interviews zu den Themen finanzielle Unabhängigkeit, Altersarmut von Frauen usw. in verschiedenen Medien
Am 20.10.2022 wurde ihr vom Bundespräsidenten für ihr jahrzehntelanges Engagement für Frauen das Bundesverdienstkreuz am Bande verliehen
Interview:
Das Leben in die Hand nehmen
Frau Sick, wie kamen Sie zu ihrem Engagement für frauen?
Ich habe schon als Kind die unterschiedliche Behandlung von Jungen und Mädchen erlebt. Ich bekam von meiner Mutter Schläge und wurde permanent von ihr gedemütigt. »Du bist nichts, du kannst nichts«, hörte ich beinahe täglich. Mein Bruder dagegen wurde von ihr geliebt und gefördert. Die gesellschaftliche Untermauerung dessen, was ich privat erlebt hatte, erfuhr ich dann in den 70er Jahren durch mein Engagement in der Frauenbewegung und bei den Sozialdemokratischen Frauen sowie natürlich in meiner Tätigkeit als kaufmännische Geschäftsführerin im Haus für misshandelte Frauen in München.
Trotz vieler hindernisse sind sie heute sehr erfolgreich. Ihr Beispiel macht mut, sein Leben in die Hand zu nehmen…
Als ich jung war, hatten es Frauen noch viel schwerer als heute. Zudem hatte ich ein sehr problematisches Elternhaus. Dennoch ist aus mir etwas geworden. Und das ist es, was ich jungen Frauen weitergeben möchte: Es gibt immer eine Lösung, wenn man an sich glaubt, ein Ziel hat und sich für dieses Ziel aktiv einsetzt.
Mein Erfolgsrezept ist also: Nicht jammern, sondern Lösungen suchen und Hilfe annehmen. Gibt es Probleme, nicht gleich die Schuld bei anderen suchen, sondern erst einmal schauen, was der eigene Anteil an diesen Problemen ist.
Warum ist das Thema Geld gerade für Frauen so wichtig?
Ich habe in meiner Kindheit, in dem kleinen Ort, in dem ich aufwuchs, oft gesehen, dass Frauen unglücklich in einer Ehe gefangen waren. Aber sie konnten nicht gehen, weil sie keinen Beruf und damit auch kein Geld hatten. Ganz massiv erlebte ich das wiederum im Frauenhaus, auch dort hatte keine Frau eigenes Geld, sie waren also völlig abhängig von ihrem Partner.
Die wichtige Erkenntnis: Nur mit eigenem Geld ist und bleibt frau unabhängig. Dann erst KANN sie bei einem Partner bleiben, MUSS aber nicht. Und sie kann gehen, wenn sie es will.
Was wünschen Sie sich für die Zukunft?
Ich wünsche mir sehr, dass in Zukunft Frauen, die Hälfte der Menschheit, genauso bezahlt werden wie Männer, dass sie beruflich die gleichen Chancen haben. Und dass sie diese Chancen wahrnehmen und aus ihrem Leben das Beste machen. Und dass Sie nicht aus den Augen verlieren, wie wichtig es ist, finanziell unabhängig zu sein und zu bleiben.